KI und Mensch – ein Verhältnis in kollegialer Koexistenz?!
Das rasante Aufkommen von KI-Tools, ihre plötzliche Omnipräsenz in der öffentlichen Wahrnehmung und ihre vermeintliche Unabdingbarkeit in der Nutzung – nicht zuletzt im Bereich der Unternehmen – verlangt dem gewohnheitsliebenden Menschen einiges ab. Vor allem darf ihre Integration kein Gefühl von Selbstzweck haben.
Seit Monaten wird Künstliche Intelligenz als die nächste monumentale Revolution der Menschheitsgeschichte gehandelt – in einem Atemzug mit der Industrialisierung und der Digitalisierung. Das Ausmaß des Wandels, der bereits begonnen hat, ist nicht annähernd abzusehen oder einzugrenzen.
Für den Menschen, der von Natur aus tendenziell mit Gewohnheiten besser klarkommt als mit Umgewöhnungen oder neuen Strukturen, mag die diffuse Vorstellung des Wandels durch KI eher Unbehagen auslösen.
Auch bei uns in der Agentur kam die Auseinandersetzung mit KI-Tools sehr plötzlich auf. Bestehende Aufgaben und Arbeitsfelder sollen auf Optimierbarkeit durch Künstliche Intelligenz überprüft werden. Gemischte Reaktionen – aus menschlichen Gründen. Im Zuge eines gemeinsamen Annäherungsprozesses an KI – durch Gespräche, Reflexionen, interne Workshops und Praxisversuche – kristallisierte sich vor allem eine zentrale Grundbedingung heraus:
An erster Stelle steht das „Wofür“. Zum Abbau von Vorbehalten und Unverständnis braucht es die transparente Kommunikation eines nachvollziehbaren Rahmens, in dem KI ihren Platz bekommt. Die reine Begeisterung für die Innovation, die in der Regel von Skeptikern nicht ausgeht, genügt nicht. Und die nicht ausgeräumte Sorge, ob die KI-Einführung eigentlich der verdeckte Startpunkt eines sukzessiven Ersetzens des ungleich teureren Fachpersonals ist, verschlimmert die Stimmung noch.
Weniger eindeutig mag es in Bereichen wie Mathematik, Steuer oder Dolmetschen sein, die stärker von Faktenergebnissen als von „menschlichen Ideen“ abhängen. Und damit sind wir bei einer anderen zentralen Erkenntnis. Bekanntlich beruht die Zuverlässigkeit, mit der die Systeme schon jetzt auffahren, auf der Auswertung von riesigen Datenmengen. Somit lässt sich ein faktenbetonter, sozusagen objektiver Befehl (z.B. „Schreib eine Zeitungsmeldung zur Krönung von King Charles“) wesentlich eindeutiger und damit zufriedenstellender verarbeiten als ein auf subjektiven Gefühlen, Erinnerungen oder Interpretationen basierender Befehl (z.B. „Male ein Bild mit royalem Ambiente, das King Charles an seine Jugend erinnert“).
Dieser Umstand weist Künstliche Intelligenz in kreativen Branchen etwa eine Assistentenfunktion zu. Das Fleißige, Lästige, Repetitive wie das Freistellen von Bildelementen oder aufwändige Schreiben von SEO-Texten ließe sich an die KI abgeben. Aber auch das offene Einholen von anfänglichen Ideen und Inspiration für eine Denkrichtung.
So gilt es, auch in jedem anderen Bereich zu erkennen, in welcher Weise KI als gewinnbringende, akzeptierte und zum Menschen koexistierende Kollegin fungieren kann.